Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen
Das Prognosetool zur Kita-Planung

KITA-Bedarfsplanung, oder: Schwer ist leicht was

 

Wohl alle Kommunen kennen das Dilemma bei der Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen: Plätze, die vorgehalten aber nicht belegt werden, kosten Geld. Werden dagegen zu wenig Plätze bereitgestellt, kann unter Umständen der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nicht erfüllt werden – und auch das kann teuer werden (… ganz abgesehen von den Problemen für die betroffenen Familien).

Deshalb versucht natürlich jede Kommune, den Platzbedarf bestmöglich zu planen. Wunsch und Ziel ist eine Punktlandung: Allen Eltern soll zu dem von ihnen gewünschten Zeitpunkt ein bedarfsgerechter Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt werden. Die Realität gleicht dagegen eher dem Versuch, mit einer Schrotflinte ins Schwarze zu treffen. Zu viele nicht planbare und nicht messbare Faktoren machen es unmöglich, exakt vorherzusagen, wie viele Plätze zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt werden.

Zu diesen Unwägbarkeiten gehören unter anderem zufällige Schwankungen bei den Geburtenzahlen, die Auswirkungen des Familiengeldes, die Entwicklung des Arbeitsmarktes, die Zu- und Wegzüge sowie der Bedarf an integrativen Plätzen. Eine Befragung der Eltern zum zukünftigen Platzbedarf hilft hier nur bedingt weiter. Viele Kommunen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass es zwischen den geäußerten Elternwünschen und der tatsächlichen Inanspruchnahme eine Diskrepanz gibt. Mal sind dann doch mehr Plätze vonnöten, mal ist die Nachfrage geringer als es das Befragungsergebnis vermuten ließ.


Prognosetool erleichtert Planung im Landkreis Augsburg

 

Im Landkreis Augsburg können die Städte, Märkte und Gemeinden für ihre örtliche Bedarfsplanung auf das KITA-Prognosetool zurückgreifen. Entwickelt wurde das Hilfsmittel von der Jugendhilfeplanung des Landkreises zusammen mit dem Augsburger Planungsinstitut SAGS. Es ermöglicht den Kommunen, durch wenige Eingaben verschiedene Varianten zu den benötigten Krippen- und Kindergartenplätzen zu berechnen.

Das Prognosetool ist eine vorprogrammierte Excel-Datei, mit planungsrelevanten Zahlen für die jeweilige Gemeinde (z. B. Zahl der Kinder; prognostizierte Zahl der Kinder; Anzahl der betreuten Kinder). Aus diesen Zahlen werden die aktuell und zukünftig benötigten Plätze berechnet.

Das Prognosetool bietet eine automatische Berechnung mit Voreinstellungen und es ermöglicht durch eigene Eingaben alternative Berechnungen (z. B. mit veränderten Wanderungsannahmen oder alternativen Betreuungsquoten).

Zugrundegelegt sind dafür die Daten einer Bevölkerungsvorausberechnung, die der Landkreis Augsburg regelmäßig für seine 46 kreisangehörigen Gemeinden erstellen lässt sowie die jeweils aktuellste Betreuungsquote.


Szenarien als Entscheidungsgrundlage
 

Die Standardberechnung zeigt den Bedarf an Plätzen, wenn sich an der Betreuungsquote nichts ändert und wenn sich die Kinderzahlen wie prognostiziert entwickeln. Das Besondere ist nun, dass mit dem Prognosetool unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden können:
 

  • Wie entwickelt sich der Platzbedarf, wenn die Geburtenzahlen steigen?
  • Was passiert, wenn sich die Betreuungsquote im Krippenbereich ändert?
  • Wie viele Plätze benötigen wir, wenn durch ein neues Baugebiet mehr Familien zuziehen?
  • Was ändert sich, wenn ich Pufferplätze (z. B. für unterjährige Eintritte, für Integrationskinder) einplane?

 

Solche Szenarien lassen sich nahezu beliebig kombinieren, berechnen und in anschaulichen Diagrammen darstellen. So kann jede Kommune für sich diejenige Variante berechnen, die vor Ort am wahrscheinlichsten erscheint. Standardberechnung und Szenarien können dann als Diskussions- und Entscheidungsgrundlagen für den zukünftigen Platzbedarf dienen.

Die Excel-Datei wird den Städten, Märkten und Gemeinden im Landkreis Augsburg kostenlos zur Verfügung gestellt. Ergänzt wird sie durch einen ausführlichen Leitfaden und ein Handbuch, in dem die Berechnung von Szenarien Schritt für Schritt erläutert wird.

Bereits in der Entwicklungsphase waren Fachleute aus den Kommunen und die KITA-Fachberatung des Landkreises eingebunden.

Im Oktober 2019 waren 16 Kommunen bei einem Anwenderworkshop vertreten: Mehr als drei Viertel der Teilnehmenden äußerten, das Prognosetool sei aus ihrer Sicht ein geeignetes Instrument, um die KITA-Bedarfsplanung von Städten und Gemeinden zu unterstützen.


Zusammenfassung
 

Das Prognosetool zeigt, wie sich der Bedarf an Betreuungsplätzen – unter gleichbleibenden Voraussetzungen – zukünftig entwickeln wird. Und es ermöglicht, verschiedene Szenarien durchzuspielen, die zeigen, was passiert, wenn sich die Voraussetzungen ändern.

Die Probleme bei der Bedarfsplanung entstanden in den letzten Jahren gerade deshalb, weil sich Voraussetzungen geändert haben und sich dementsprechend der Bedarf an Betreuungsplätzen anders entwickelt hat, als angenommen. Weil auch in den nächsten Jahren damit zu rechnen ist, dass sich Voraussetzungen ändern, scheint eine Kombination von Prognose, Vorausberechnung und Szenarien die passende Antwort zu sein für eine Planung in unsicheren Zeiten.