Sozialraumanalyse für den Landkreis Augsburg
Lebenslagen von Familien

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass das Konzept für die vorliegende Sozialraumanalyse entwickelt wurde. Diese „Pionierarbeit“ der Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Donau-Ries zusammen mit dem Institut SAGS (vorm. INIFES) hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Früchte getragen:

  • Für den Landkreis Augsburg ist diese Form der kontinuierlichen Sozialberichterstattung heute eine selbstverständliche Grundlage zur Steuerung und Gestaltung der Jugendhilfe.
  • Sowohl fachbereichsübergreifend im Landratsamt Augsburg, als auch in zahlreichen anderen Organisationen und Institutionen wird die Sozialraumanalyse als Informationsgrundlage geschätzt und genutzt.
  • Den 46 kreisangehörigen Städten und Gemeinden liefert die Untersuchung wertvolle Impulse, um vor Ort auf Veränderungen und Problemlagen reagieren zu können.
  • Schließlich arbeitet zwischenzeitlich eine ganze Reihe von bayerischen Landkreisen regelmäßig mit dieser Form der Analyse und Abbildung sozialer Lebenslagen.

Mit der nun vorliegenden 8. Fortschreibung ist es gelungen, die Entwicklungen im Landkreis Augsburg über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren zu beschreiben. Für die Träger der Jugendhilfe sowie für Politik und Administration liegt damit ein Arbeitsmittel vor, um Veränderungen und deren Ursachen zu diskutieren und zu interpretieren. Im Vordergrund steht dabei das Ziel, die Jugendhilfe im Landkreis Augsburg bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und positive Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und deren Familien zu erhalten und zu schaffen.

Fortschreibung heißt für uns auch immer Weiterentwicklung. Ergänzend zum vorliegenden ausführlichen Bericht gibt es erstmals eine Kurzfassung, in der zentrale Indikatoren und Entwicklungen skizziert werden.


Ergebnisse der 8. Fortschreibung (2023)

In der zusammenfassenden Betrachtung der einzelnen Belastungsindikatoren – dem sogenannten ‚Gesamtindex‘ – liegt der Landkreis Augsburg mit einem Wert von 87 Punkten um etwa 13 Prozent niedriger als der bayerische Vergleichswert (100). Es lässt sich also eine deutlich bessere Situation konstatieren.

Während die Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen etwas unter dem gesamtbayerischen Niveau liegt, sind die sozialräumlichen Rahmenbedingungen wesentlich günstiger. Der Teilindex „Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen“ liegt bei 91,3 Prozent, der „Sozialräumliche Index“ bei 81,3 Prozent.

Die regionale Analyse zeigt in der überwiegenden Zahl der Teilindikatoren weiterhin ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Bei den vergleichsweise hohen Werten einiger kleiner Gemeinden handelt es sich überwiegend um klassische „Ausreißer“, bei denen geringe Fallzahlen beim Indikator „Hilfen zur Erziehung“ für einen hohen Wert beim Jugendhilfe- und Gesamtindex sorgen.

Im Zeitvergleich ist festzustellen, dass der Gesamtindex seit der ersten Erstellung (mit den Werten für 1996 bis 1998) bei relativ geringen Schwankungen bei etwa 90 Punkten liegt. Der aktuelle Wert von 87 Punkten ist der zweitniedrigste Wert bislang.

Die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung ist in der aktuellen Erhebung deutlich zurückgegangen. Während der bayerische Vergleichswert fast stabil geblieben ist, sind die Werte im Landkreis Augsburg um zehn Prozent zurückgegangen.

Im Vergleich zu Gesamtbayern weist der Landkreis Augsburg beim Indikator Jugendkriminalität weiterhin eine niedrigere Quote auf. Während in Bayern in den Jahren 2020 bis 2022 4,9 Tatverdächtige je 100 junge Menschen im Alter von 14 bis unter 21 Jahren ermittelt wurden, waren es im Landkreis Augsburg 4,3.

Im Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2022 waren im Landkreis Augsburg 400 Kinder und Jugendliche von einer Scheidung der Eltern betroffen. Dies ergibt im Schnitt 0,83 Kinder pro 100 Minderjährige. Damit liegt die Quote des Landkreises etwas über dem Niveau des bayerischen Durchschnitts von 0,80.